Die Textilfabrik
Textiles Erbe, unsichtbare Gegenwart, reaktive Zukunft
Wie eine verlassene Strickwarenfabrik entlang der Textilstraße in Hirschbach unser Herz erobert hat. Eine Erfahrung, die von Textil, ruralen Potentialen und erweiterten Aktivitäten im dörflichen Kontext des nördlichen Waldviertels handelt.
Fährt man heute ins nördliche Waldviertel, lassen sich, ausgestattet mit genügend Infos, Teile der textilen Landschaft erkunden. Dennoch ist der Großteil der „Textilinfrastruktur“, bis auf drei Museen, unsichtbar geworden. Eines dieser „unsichtbaren“ Objekte befindet sich entlang der Franz-Josefs-Bahn in Hirschbach, Gemeinde Gmünd. Die Strickwarenfabrik Hirschbach und vormalige Webereigenossenschaft (Leinen- und Baumwollweberei, Strickfabrik) liegt sieben Gehminuten vom Bahnhof entfernt im Dorfzentrum. Sie fällt durch ihre unverhältnismäßige Größe zu den restlichen Gebäuden im Umkreis auf.
Das Gebäude selbst wurde in der zweiten Hälfte des 19 Jh. errichtet, vor dem 1. Weltkrieg aufgestockt und unter anderem als Genossenschaftsgebäude für Heimweber genutzt. Die Infrastruktur sollte für Stabilität im konkurrierenden Business der Heimweberei sorgen. Dennoch blieb die Konkurrenz zu groß, die Wirren der Geschichte zu nahe und die ausbeuterische Dynamik rund um das Textil untragbar. An Bausubstanz sowie Ausführung wurde jedoch nicht gespart. Mitunter ein Grund, weshalb sich das Gebäude nach über 150 Jahren und Besitzer:innenwechsel in einem passablen Zustand befindet. Interessanter Aspekt des 800m² Innenraums samt Produktionsräumen, Wohnräumen, Stall und Scheunen sowie der 1.400m² großen Innenhöfe, ist das hybride Zusammenspiel des Ganzen. Der Bau fungierte zwar als Produktionsstätte, es wurde aber auch gewohnt und einer selbstversorgenden landwirtschaftlichen Nutzung nachgegangen.
In den letzten Tagen der Strickwarenfabrik, bevor sie am 23.09.1966 ihre Pforten schloss, wurden Socken und Handschuhe für das österreichische Heer produziert.
Aufgrund der Historie sowie der bisherigen Unsichtbarkeit ist die strategische Ausrichtung für ein derartiges Unterfangen klar. Wir werden das Gebäude in manchen Bereichen sanieren (müssen) und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Partizipative Aktivitäten laufen bereits. Denkmalschutz steht auch im Raum. Einwohner:innen, Kreative, Bildungseinrichtungen, Studierende und Start-ups zeigen bereits Interesse, involviert zu werden. Ein Potpourri an struktureller Instandsetzung sowie Aktivitätendiversität, die wir bündeln möchten. Die Struktur wird sich flexibel darauf ausrichten. Wohnen soll (temporär) möglich sein, Arbeitsräume für co-working und learning spaces entstehen und ein zuschaltbarer Eventbereich. Der Mix aus Arbeit und Kultur, der Esprit der Offenheit nach innen sowie nach außen sollen Impulse bieten.
Textile heritage, invisible present, reactive future.
How an abandoned textile factory along the textile road in Hirschbach conquered our hearts. An experience about textiles, rural potentials and expanded activities in the village context of the northern Waldviertel.
The building itself was erected in the second half of the 19th century, extended before the First World War and used, among other things, as a cooperative building for home weavers. The infrastructure was supposed to provide stability in the competitive business of home weaving. Nevertheless, the competition remained huge, the turmoil of history too close and the exploitative dynamics surrounding textile production unbearable. Nevertheless, there was no saving on building substance or finish. This is one of the reasons why the building is still in a decent condition after more than 150 years. An interesting aspect of the 800m² interior spaces, including production rooms, living quarters, stables and barns, as well as the 1,400m² courtyards, is the hybrid interplay of the whole. Although the building functioned as a production site, it was also used for housing and self-sufficient agricultural purposes.
In the last days of the knitwear factory, before closing its doors on September 23rd 1966, socks and gloves were produced for the Austrian army.
Due to the history as well as the curious invisibility of the building, the strategic direction for such an undertaking is clear. We will (have to) renovate the building in some areas and make it accessible to the public. Participatory activities are already underway. Historic preservation is also on the agenda. Residents, creative people, educational institutions, students and start-ups are already showing interest in getting involved. A potpourri of structural restoration and diversity of activities that we would like to bundle. The structure will be flexibly adapted to this. It will be possible to live there (temporarily), there will be co-working and learning spaces and an event area that can be activated. The mix of work and culture, the esprit of openness, both internally and externally, should provide meaningful impulses.
Year:
2022
Location:
Hirschbach/AUT
Design Team:
Barbara Reiberger, David Calas